- Home
- Aktuell
- 100 Jahre KS/CS
- Das World Wide Web erobert die Welt – die 1990er und 2000er-Jahre
Das World Wide Web erobert die Welt – die 1990er und 2000er-Jahre
Haben wir bei den 50er-Jahren davon berichtet, dass mit dem Start des Schweizer Fernsehens eine neue Ära in der Medien- und Werbewelt anbricht, dann müssen wir uns spätetens jetzt erklären. Denn von den 1990er-Jahren an veränderte die kommerzielle Nutzung des World Wide Web in der Medien- und Kommunikationswelt: schlichtweg alles. Die Globalisierung der Wirtschaft. Die Kommunikation. Die Medien. Die Werbung. Die Regulatorien, die Corporate Social Responsibility, den Konsumentenschutz, den Datenschutz, die Nutzungsrechte und und und…
Autoren: Mike Hählen / Ekaterina Petrova
Es ist hinlänglich bekannt und die älteren Semester unter den Lesenden wissen es aus eigener Erfahrung: Ursprünglich dienten die Vorläufer des heutigen Internets zur militärischen Forschungsförderung, danach kam die akademische Nutzung in Universitäten hinzu. In den 90er Jahren entwickelte es sich zum Massenmedium. Otto-und-Ottilie-Normalverbrauchende nutzten das Internet bis Mitte der 90er-Jahre überwiegend als Kommunikationsinstrument, danach lancierten innovative Unternehmen mit den ersten Shops Business-Anwendungen.
Parallel dazu nahm in der Schweiz die Vielfalt der Radio- und TV-Angebote zu. Die Lokalradios hatten sich seit 1983 bestens etabliert; in den 1990er Jahren sorgten sowohl Lokal-TV-Stationen wie auch private ausländische Sender für eine enorme Vielfalt an Sendungen und Werbemöglichkeiten.
Emanzipation der Konsumentinnen und Konsumenten
Die technologische Entwicklung ermöglichte auch neue Konsumverhalten. Aus mündigen Konsumentinnen und Konsumenten machte es digitale und mächtige Prosumer. Waren die Anfangszeiten des Internet mit Einwählen über Telefon- oder ISDN-Verbindung und dem Starten eines Browsers ausgesprochen mühsam, so ermöglicht der Siegeszug der sozialen Medien und der Smartphones ab 2007 die Ubiquität von Dienstleistungen und Angeboten. Damit verbunden sind individuelle Erwartungshaltungen, die zu erfüllen sind – jederzeit, überall, sofort.

Erinnern Sie sich noch an die ersten Chatrooms, an MySpace und Friendster oder die ersten Influencer? Schon damals war Social Media nicht besonders sozial. Das hat sich seither nicht gross verändert. Beruhigend ist aber, dass der Mensch von realen Erlebnissen, hautnahen Emotionen und persönlichen Begegnungen lebt. Je digitaler, desto wichtiger das Vertrauen in Marken und Menschen.
«Content is King!»
Bill Gates hat es schon 1997 erkannt und formuliert – und sich dennoch schwergetan mit der Ausrichtung von Microsoft auf publizistische oder gar journalistische Inhalte. Der Übernahmeversuch von Yahoo im Jahr 2008 für euphorische 46 Mia. US Dollars spricht Bände.

Ein Technologieunternehmen ist in der DNA halt kein Medienhaus. Kein Wunder, taten sich vice versa viele bestandene Medienhäuser lange Zeit enorm schwer, digitale Inhalte zu kommerzialisieren bzw. für sich ein taugliches, individuelles Geschäftsmodell zu entwickeln.

Dicht und dichter: Der Regulierungsdschungel
Es ist kaum ein Zufall, sondern mit eine Folge des technologischen und kommunikativen Wandels, dass in den 90er und den Milleniumsjahren der Bedarf an Regulierungen zunahm – und dies sowohl mit Blick auf Unternehmen und Medien als auch den Schutz von Konsumentinnen und Konsumenten.
1986 wurde das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb in Kraft gesetzt, das noch heute äusserst aktuell ist und in vielen Bereichen direkte Anwendung findet. 1992 traten neue Urheberrechte und die Vorgängerin des heutigen Datenschutzgesetzes in Kraft, ab 1995 regelte das revidierte Kartellgesetz mit Fokus auf Wettbewerb das Verhalten der Unternehmen. Sie alle waren noch auf die analoge Welt ausgerichtet, was beispielsweise beim Datenschutzgesetz 2024 korrigiert wurde.
KS/CS damals wie heute
Die Regulierung der Werbung in der Schweiz hat sich im Laufe des letzten Jahrhunderts stetig weiterentwickelt. Vom anfänglichen Fokus auf Selbstregulierung und Branchenstandards bis hin zu umfassenden gesetzlichen Massnahmen für Konsumentenschutz und digitale Medien spiegelt sie die technologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen wider.
KS/CS hat sich weiterentwickelt, doch die Kernwerte blieben bestehen: Integrität, Verantwortung und Authentizität. Die Branche steht vor neuen Herausforderungen. KS/CS setzt sich einerseits für lautere Werbung ein, andererseits pocht der Dachverband darauf, dass die Wirtschaftsfreiheit bewahrt bleiben muss und legal verfügbare Konsumgüter auch beworben werden können.