Von Philipp Matthias Bregy, Nationalrat und Fraktionspräsident, Die Mitte (VS). Philipp Matthias Bregy ist Mitglied der Parlamentarischen Gruppe «Markt und Werbung».
Verschiedenste Organisationen und Parteien werben seit Jahren für Werbeverbote. Beliebte Ideen sind Verbote für Tabak-, Zucker- und Fleischwerbung. Aber auch die Werbung für Motorfahrzeuge soll verboten werden. Und neuerdings soll im Aussenbereich sogar jegliche Werbung verboten werden. Zürich lässt grüssen! Wahrscheinlich bleibt am Schluss nur noch die Werbung für Werbeverbote erlaubt.
Ganz soweit sind wir in der Schweiz glücklicherweise noch nicht. Aber der Ideenwettbewerb für Werbeverbote tobt. Das dürfen Sie mir glauben. Immer neue Forderungen werden an die Politik herangetragen. Stand zu Beginn der berechtigte Schutz von Kindern und Jugendlichen im Vordergrund, so geht es längst um mehr, viel mehr! Werbeverbote sind zu ideologischen Werkzeugen geworden. Die Politik tut daher gut daran, bei Werbeverboten zurückhaltend zu sein.
Werbeverbote verfolgen die Idee, die Menschen vor ihren freien Entscheidungen zu schützen. Das ist Unsinn! Zumindest bei Volljährigen. Und weit weniger als die halbe Wahrheit. Denn meist geht es bei den Verboten um deutlich mehr: Um die Verdrängung eines Produktes vom Markt. Das ist gefährlich. Politisch stark in den freien Markt eingreifen heisst die Wirtschaftsfreiheit einschränken.
Gefährlich ist es aber auch, weil es um die Beeinflussung der freien Willensbildung geht. Werbeverbote sollen Menschen durch die Nicht-Werbung dazu anleiten, sich anders als bei entsprechender Bewerbung zu verhalten. Persönlich irritiert mich diese Art von staatlicher Einflussnahme, auch wenn ich ehrlich gesagt zweifle, ob die Macht von Werbung wirklich so gross ist. Die Werbenden mögen mir meine Skepsis verzeihen.
Vielmehr sollte der Staat darauf vertrauen, dass mündige Menschen sehr wohl in der Lage sind, auch gut beworben, freie Entscheidungen zu treffen. Werbung ist somit nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein Teil der Willensbildung. Und so ist es selbst richtig, dass man in der Schweiz weiterhin für Werbeverbote werben darf. Auch wenn diese Werbung bei mir wenig Wirkung erzielt.
Text: Philipp Matthias Bregy Bilder: zVg